Euterschutz

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Abgangsursachen in Milchviehbetrieben sind vielfältig. Neben der Fruchtbarkeit und den Klauenerkrankungen gehören Euterprobleme zu den Top 3 der Abgangsursachen in Milchviehherden. Diese haben nicht nur einen direkten negativen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Betriebe, sekundäre Faktoren tragen zusätzlich zu einer verringerten Kostendeckung bei und schmälern das Tierwohl in den Betrieben. Zu den sekundären Faktoren zählen in erster Linie eine verringerte Milchleistung, erhöhte Behandlungskosten sowie ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen. Untersuchungen gehen davon aus, dass bis zu 20 % der Tiere einer Herde eine klinische Mastitis aufweisen und sogar bis zu 35 % eine subklinische Erkrankungsform, ohne die Ausbildung von sichtbaren Symptomen.

 

Doch wie entsteht eine Mastitis genau und welche Gründe gibt es dafür?

Generell begünstigt jede Form der Immunschwächung das Auftreten von Mastitiden. Führen Umwelt- oder Haltungsbedingungen zu einem dauerhaften Stress der Milchkühe, wird dadurch auch deren Risiko für Erkrankungen und somit auch für Euterprobleme erhöht. Einer Mastitis können infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen zu Grunde liegen. Zu den infektiösen Ursachen zählt die Kontamination der Zitze mit Bakterien und Pilzen. Aber auch Viren und Pilze können in einzelnen Fällen eine Rolle spielen. Die Infektion der Milchdrüse mit Erregern stellt die häufigste Ursache für Euterproblematiken dar. Zu den nicht-infektiösen Ursachen gehören chemische oder physikalische Einflüsse sowie mechanische Belastungen. Häufig tragen auch mehrere Faktoren zu der Entstehung der Erkrankung bei.

Bakterielle Infektion als Hauptursache?

Pathogene Erreger können über das Blut oder direkt über den Zitzenkanal in das Euter gelangen, wobei der letztere Weg am häufigsten vorkommt, aber auch am schwierigsten zu kontrollieren ist. Der Weg über die geöffneten Zitzen lässt sich in drei Phasen einteilen:

1. Kontamination: Pathogene Bakterien gelangen auf die Zitzenoberhaut. Dieses kann während des Melkens, aber auch in den Zeiten zwischen den Melkungen geschehen.

2. Invasion: Nach dem Melken ist der Zitzenkanal weit geöffneten, dadurch können auf der Zitzenoberhaut befindliche Erreger in das Euter eindringen. Dieses erfolgt je nach Erreger aktiv durch Eigenbewegungen oder passiv durch das Melkgeschirr.

3. Inflammation: Dringt der Erreger in das Eutergewebe, setzt er sich dort fest, vermehrt sich und führt somit zu teils massiven Gewebsschädigungen. Die typischen Symptome einer Mastitis sind die Folge.

Wie schon beschrieben, können die Erreger auf unterschiedlichen Wegen auf die Zitzenoberfläche gelangen. Typische Mastitiserreger verbreiten sich überwiegend durch Kreuzkontaminationen während des Melkens. Daher werden sie als „Kuh-assoziierte Erreger“ bezeichnet. Diese rufen meist subklinische Mastitiden mit hohen Zellgehalten aus.

 Tabelle Arten der Erreger1
 

 

Wussten Sie schon, dass…

…Eutererkrankungen eine der Hauptabgangsursachen darstellen?
…Gründe für Euterprobleme in infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen eingeteilt werden?
…bakterielle Infektionen den größten Anteil einnehmen?

Mastitis erkennen

Eine klinische Mastitis lässt sich anhand von äußerlichen Entzündungssymptomen diagnostizieren:

 

• Schwellung von einzelnen Euterviertelen

• Erhöhtes Schmerzempfinden des betroffenen Bereichs

• Rötungen und vermehrte Wärmebildung

• Funktionsverlust bzw. Änderung der Milchbeschaffenheit

• Änderung des Allgemeinbefindens (z.B. Fieber)

 

Eine klinische Ausprägung wird häufig sehr schnell festgestellt und es kann gezielt reagiert werden. Klinische Mastitiden lassen sich in drei Kategorien einteilen, je nach Ausprägung der Symptomatik.
 

Tabelle Mastitis AusprAgungen 2

 

Wirtschaftlich fast einen größeren Einfluss hat die subklinische Ausprägung der Erkrankungen. Sie bleiben häufig unerkannt, führen aber zu hohen Milchverlusten, veränderten Milchinhaltsstoffen und einer reduzierten Verarbeitungsfähigkeit der Milch. Eine regelmäßige Kontrolle des Euters und der Milchzusammensetzung ist für die Detektion der subklinischen Mastitiden unabdingbar.

 

Tabelle Mastitiserrege 3 

 

1. Mastitis behandeln

Generell sind sowohl subklinische als auch klinische Mastitisfälle ernst zu nehmen und bedürfen einer speziellen Behandlung. Wichtig ist dabei auch eine genaue und kontinuierliche Tierbeobachtung, um Infektionen schnell zu identifizieren und möglichst schnell gegenzusteuern. Denn je schneller eine Therapie eingeleitet wird, umso höher sind deren Erfolgsaussichten. Die Art der Behandlung und der Zeitpunkt sollte eng mit dem betreuenden Tierarzt abgesprochen werden. Um eine optimale Therapie auszugestalten wird im ersten Schritt eine labortechnische Erregeruntersuchung durchgeführt. Danach können die Behandlungen und ein Sanierungsprogramm gezielt gestaltet werden.
Bei erkannten subklinischen Mastitiden stellt sich häufig die Frage, ob eine Behandlung noch während der Laktation oder erst mit Beginn der Trockenstellperiode erfolgen sollte. Aus ökonomischer Sicht wird teils eine Behandlung während der Laktation diskutiert, da subklinisch erkrankte Tiere eine geringere Leistung zeigen. Allerdings übersteigen Behandlungskosten und Aufwand häufig den wirtschaftlichen Vorteil. Daher muss die Entscheidung einer Therapie von zellzahlerhöhten Tieren sorgfältig abgewogen werden. Zudem sollte diese nur unter bestimmten tierindividuellen Voraussetzungen durchgeführt werden.

Zeigen einzelne Tiere im Betrieb eine deutliche Mastitissymptomatik, empfiehlt es sich die betroffenen Euterviertel – neben der tierärztlichen Therapie – unterstützend zu kühlen, deren Durchblutung zu fördern und die angegriffene Hautoberfläche zu pflegen.

 

Wussten Sie schon, dass…

…je früher eine Mastitistherapie bei klinischen Fällen begonnen wird, umso höher die Erfolgsaussuchten sind?
…subklinische Mastitiden in der Regel nicht während der Laktation behandelt werden?
…jede Form der Mastitis eine besondere Achtsamkeit erfordert?

 

2. Euterproblemen vorbeugen

 

Eine optimale Präventionsstrategie beginnt bei dem Management des Melkens. Während des Melkens muss Hygiene großgeschrieben und jederzeit beachtet werden. Dazu zählen im ersten Schritt die Melkroutine sowie die Sensibilisierung der Melker für dieses wichtige Thema. Je nach Gegebenheit von Ort und Schwere der Euterproblematiken, können unterschiedliche Produktkonzepte bei der Vorbeugung von Mastitiden unterstützen:

Vorreinigung: die Vorreinigung empfiehlt sich besonders bei Betrieben, die mit Euterproblematiken auf Grund von Umweltkeimen zu kämpfen haben.

Zwischendesinfektion: Besonders bei kuhassoziierten Erregern, die häufig durch das Melkgeschirr übertragen werden, empfiehlt es sich jedes einzelne Melkgeschirr nach der Abnahme und vor dem erneuten Ansetzen mit einem für die Zwischendesinfektion konzipierten Produkt zu desinfizieren. Bei dieser Art von Produkten ist, neben der guten desinfizierenden Wirkung, eine optimale Materialverträglichkeit sowie Lebensmittelkonformität unabdingbar.

Dippen nach dem Melken: auf dem Markt sind unterschiedlichste Produkte mit verschiedenen Wirkstoffen vorhanden. Generell lassen sich diese in drei Kategorien einteilen:

1. Tierarzneimittel, die hinsichtlich ihrer Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin nach dem Arzneimittelgesetz umfassend geprüft und zugelassen wurden. Der Anwender wird damit zuverlässig informiert, dass eine erfolgreiche Mastitisbekämpfung gewährleistet ist.

2. Biozidprodukte, die von der zuständigen Behörde, der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, zugelassen werden. Eine Aussage zur Bekämpfung von Euterkrankheiten ist bei diesen Mitteln nicht zulässig, da keine entsprechenden Untersuchungen vorliegen. Sie unterliegen aber in der Regel auch einer Wirksamkeitsprüfung hinsichtlich ihrer pathogen-reduzierenden Eigenschaften.

3. Zitzenpflegemittel, die die Zitzenhaut gesund erhalten sollen und die Hautbarriere stärken sollen werden meist durch einen (geringen) Desinfektionsmittelzusatz „stabilisiert“. Eine keimabtötende Wirkung ist bei diesen Produkten im Regelfall nicht belegt. Der Einsatz empfiehlt sich in Beständen mit bereits sehr guter Eutergesundheit.

 

Bei den einzelnen Produkten empfiehlt es sich, genau abzuwägen welches Produkt zu den jeweiligen Betrieb passt. Neben der Art des Wirkstoffes und dessen Konzentration muss auf eine ausreichende Pflegeleistung der Produkte geachtet werden. Denn nur eine gesunde und intakte Zitzenhaut schafft es, auf Dauer widerstandsfähig gegen Mastitis-erregende Keime zu sein.

Ein wesentlicher Teil in der Vorbeugungsstrategie stellt neben der Melkroutine und Prophylaxe im Melkstand die Trockenstehperiode dar. Fehler im Trockenstellmanagement begünstigen Neuinfektionen und sorgen für eine geringere Ausheilungsrate. Auch hier gilt es eine betriebsindividuelle und erfolgsversprechende Strategie zu finden.

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